Er ist gebürtiger Schwabe, lebt in Regensburg und hat neben zeitintensivem Lauftrainings vielerlei Aufgaben bearbeiten und Ziele im Blick, an die er ebenso leidenschaftlich wie konzentriert herangeht, oder besser „heranläuft“. Eine davon ist der Haspa Marathon Hamburg. Schon im letzten Jahr wollte Philipp hier an den Start gehen. Kurz vor der Veranstaltung machten ihm muskuläre Probleme am linken Oberschenkel einen Strich durch die Rechnung. In diesem Jahr soll es nun klappen und die Zeichen hierfür stehen mehr als gut. Wir haben mit Philipp über seinen aktuellen Trainings- und Wettkampfstand gesprochen und einen Ausblick auf die kommenden zehn Wochen bis zum Haspa Marathon Hamburg 2018 gewagt.
Philipp, du bist vor kurzem nach einem fünftägigen Trip nach Los Angeles praktisch im direkten Anschluss in einem Halbmarathon-Wettkampf in Barcelona gestartet – angesichts eines sicherlich zu erwartenden Jetlags eine mutige Entscheidung. Das Ergebnis ist bekannt. Warst du selbst ein bisschen von dir und deiner Leistung überrascht, insbesondere von der neuen persönlichen Bestzeit?
Philipp Pflieger: Ja, ein bisschen schon. Ich meine, dass die Form gut war, hat sich sicherlich schon nach dem ersten Trainingslager des Jahres in Portugal abgezeichnet, aber das „Vorprogramm“ hatte natürlich nicht allzu viel mit einer für mich typischen Wettkampfvorbereitung zu tun. Der Trip nach Los Angeles und das Fotoshootings mit adidas war wirklich spannend und eine unglaubliche Erfahrung, aber anstrengend war es natürlich auch. Jeden Tag um 04:00 Uhr aufstehen, um für das erste Shooting des Tages bei Sonnenaufgang bereit zu sein, gegen späten Vormittag Training und am Nachmittag/Abend Shooting Nummer zwei – in Kombination mit Jetlag war das durchaus eine kleine Herausforderung. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wahnsinnig viel im Kopf entschieden wird, und wenn man sich einredet, dass man müde ist und die Reise lang etc., dann kann es auch nichts werden. Ich hatte Bock auf den Halbmarathon in Barcelona und war bereit das Gesamtpaket zu schultern, umso schöner, dass ich dann auch mit einem so schönen Ergebnis in die direkte Vorbereitung auf den Haspa Marathon Hamburg starten kann.
Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg in deiner Karriere?
Nun, ich sehe meine Halbmarathonbestzeit im Vergleich zu den anderen Distanzen (5km, 10km, Marathon) nach wie vor als meine persönlich Schwächste an. Da sollte an sich noch einiges an Luft nach oben möglich sein. Insofern schön, dass es so früh in der Saison zumindest mit einer „kleinen“ Bestzeit (6s) auf dieser Strecke schon geklappt hat, aber ich will natürlich noch mehr.
Welchen Anteil hat hieran möglicherweise das intensive Trainingslager in Portugal zum Jahresauftakt?
Das Trainingslager in Portugal, vor allem in Verbindung mit der starken Trainingsgruppe meines Vereins LG Telis Finanz Regensburg, hat zweifellos maßgeblichen Anteil an meiner jetzt schon sehr ordentlichen Verfassung. Die Jungs sind inzwischen auch alle keine 18 Jahre mehr alt, sondern gehen langsam aber sicher gegen Mitte 20 und dementsprechend hat sich in den letzten 1-2 Jahren auch ihre Fitness entwickelt. Von der profitiere ich im Trainingsalltag natürlich auch, weil wir uns immer gegenseitig pushen.
Aktuelle Bilder von dir erwecken den Eindruck, Training und Wettkämpfe machen dir unter frühsommerlichen Bedingungen besonders Spaß – die Wetterrealität in Deutschland ist allerdings gerade im Frühjahr eine andere. Kannst du da direkt umschalten, oder musst du dich schrittweise konditionieren?
Ich bin ganz klar ein Sommermensch! Ich weiß nicht, ob es an meinem Geburtstag im Juli liegt oder auch nicht, aber tatsächlich ist die dunkle und kalte Jahreszeit so überhaupt nicht mein Fall. Deshalb suche ich als Profi natürlich des öfteren Trainingslager und Rennen in wärmeren Gefilden, um eben das Optimum raus zu kitzeln. Die Rückanpassung von L.A. bzw. Barcelona habe ich tatsächlich ein paar Tage gemerkt, denn am vergangene Mittwoch hatte es in Regensburg beim Training am Morgen -7°C. Aber nochmal: Auch hier denke ich, vieles ist Kopfsache! Mit der richtigen Einstellung kann man mit den unterschiedlichsten Bedingungen zurechtkommen.
Wie sieht dein Trainings- und Wettkampfplan in den kommenden Wochen aus?
Für mich stehen jetzt zehn Wochen vor dem großen Tag natürlich noch einige sehr umfangreiche Trainingsblöcke auf dem Plan, aber wir werden auch hier und da die Gelegenheit nutzen, Wettkampfreize in den Trainingsplan zu integrieren. So werde ich auch versuchen, bei den Deutschen Cross-Meisterschaften (10.03.) meinen Titel auf der Langstrecke zu verteidigen und eine Woche später bei einem von meinem Verein organisierten Rennen in Regensburg (17.03) meine bisherige Jahresbestzeit von Bad Füssing (29:32min) weiter zu drücken. Auch ein weiterer Halbmarathon ist noch geplant, dazu kann ich aber noch nicht viel mehr sagen. Auch ein weiteres Trainingslager Mitte März bis Anfang April in Italien mit meinem Verein ist noch geplant.
Welche Tipps kannst du den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Haspa Marathon Hamburg jetzt, knapp 10 Wochen vor der Veranstaltung, mitgeben?
Ganz grob ausgedrückt: Nutzt die Zeit, die ihr JETZT noch habt! Ja, das Wetter ist zu dieser Jahreszeit nicht immer eitel Sonnenschein und trotzdem – jeder Kilometer, den ihr in den kommenden Wochen sammelt, wird euch helfen den Haspa Marathon Hamburg am 29. April noch mehr zu genießen!
Vielen Dank und weiterhin alles Gute!