Haftom Welday – schon die vor seiner Laufkarriere liegende Vita liest sich (teilweise ambivalent) beeindruckend: als 24-Jähriger floh Haftom aus der Region Tigray in Nordäthiopien nach Deutschland. Zunächst lebte er in Pattensen bei Hannover und begann auch erst dort intensiv mit dem Laufsport. 2021 zog er mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Hamburg und wurde hier bereits ein knappes Jahr später eingebürgert.
Seinen ersten Marathon Wettkampf absolvierte er 2021 – mit 31 Jahren – in Berlin in respektablen 2:13:47 Std., ein Jahr später markierte er an gleicher Steller eine persönliche Bestzeit von 2:09:06 Std,Stunden mit Gesamtrang 11 und war zudem bester Deutscher. Bei seinem dritten Marathon, dem Haspa Marathon Hamburg, wollte Haftom vor heimischen Publikum in Hamburg am 24. April zeigen, „was er drauf hat“, musste allerdings im Schlussabschnitt dem hohen Tempo der Spitzengruppe Tribut zollen und abreißen lasse. Am Ende stand ein für ihn halb enttäuschender, halb zufriedenstellender achter Platz nach 2:09:40 Std. zu Buche.
Seit November 2022 gehört Haftom dem DLV-Bundeskader an. Hierüber wurde er jüngst für den Marathon bei der Leichathletik WM in Budapest nominiert und sollte hier gar niemanden enttäuschen. Als bester Deutscher belegte er Platz 15 nach 2:11:25 Std, bei seinem erst vierten Marathon Wettkampf überhaupt.
Im MHV Kurz-Interview gibt Haftom einen Rück- sowie Ausblick auf die letzten und kommenden Monate seiner Marathon Karriere:
MHV: Was ist dir vom Haspa Marathon Hamburg 2023 in Erinnerung geblieben?
Haftom: Hamburg war sehr hart. Ich bin das Rennen sehr schnell angegangen, bin lange vorn mitgegangen. Am Ende habe ich den Preis für das extreme Anfangstempo und die Hitze zahlen müssen und musste abreißen lassen. Ich habe in Hamburg meine Grenzen ausgetestet. Das war eine wichtige Erfahrung.
Inwieweit hat dies deine Strategie für deinen Start beim WM Marathon beeinflusst?
Hamburg hat mir meine Schwächen aufgezeigt. Ich habe daraus gelernt und in der Vorbereitung auf die WM in Budapest mein Training etwas umgestellt und vor allem mehr lange Ausdauerläufe absolviert. Das hat sich in Budapest ausgezahlt.
Mit wem hast du dich in Sachen Rennstrategie und ggf. auch Training vor der WM abgestimmt?
Neben meinem Trainer Getamesay Mokka Dana hat mich vor allem Tadu Abate beraten, der Sieger des Haspa Hamburg Marathon 2019. Ihm verdanke ich sehr viel – Tadu ist mein Lehrer!
Wie sehr hat es dich beflügelt, auch für die Farben Schwarz-Rot-Gold zu starten?
Es war lange mein Traum, für Deutschland an den Start zu gehen. In Budapest hat sich dieser Traum erfüllt. Das hat mich sehr bewegt und ich war sehr stolz darauf, Teil des deutschen Teams zu sein.
Olympia in Paris war und ist dein erklärtes Ziel. Wirst du auf dem Weg dorthin noch einen weiteren Marathonwettbewerb bestreiten?
Meine nächste Station ist der Valencia Marathon Anfang Dezember. Dort werde ich die Olympianorm-Norm angreifen. Ich bin jetzt ein paar Wochen in Hamburg bei meiner Familie und gehe dann wieder nach Äthiopien, um mich in der Höhe vorzubereiten. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass ich in Valencia die Olympianorm unterbieten kann. In Paris 2024 werde ich die Latte wieder ein Stück höher legen. Mein Ziel ist es, dort besser abzuschneiden als bei der WM in Budapest..
Vielen Dank, alles Gute und auf bald!